Stadtrat gegen Gewerbestudie, aber für ein Standortkonzept

In Klotens Zentrum dominiert gemäss Stadtrat zusehends die Monokultur und wird für publikumsintensive Unternehmungen zunehmend unattraktiv. Antworten auf das Wie weiter soll ein Standortkonzept für 80 000 Franken geben.

Einst war es eine Motion, die Peter Nabholz (FDP) im Namen der Freisinnigen eingereicht hatte, dann wurde der Vorstoss mangels Unterstützung in ein Postulat umgewandelt, das der Gemeinderat mit 22:4 Stimmen an den Stadtrat zur Beantwortung schickte. Viel geändert wurde im Postulat nicht. So fordert Nabholz weiterhin, dass der Stadtrat eine Gewerbestudie zur Unterstützung der Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und zur Belebung des Stadtzentrums in Auftrag gibt. Neben dem Aufzeigen von Zahlen und Fakten zum Klotener Gewerbe soll die Studie auch leere Gewerbeflächen auf dem Stadtgebiet identifizieren. Des Weiteren soll sie die Stärken und Schwächen Klotens als Gewerbestandort erfassen sowie einen Massnahmenplan mit Perspektiven für das Gewerbe präsentieren, um die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Flughafen zu verringern. «Die von uns geforderte Studie wird den Arbeitsplatz Kloten nicht retten, aber er kann ein Puzzlestück dazu sein, so dass wir neben dem Flughafen und den Grossbetrieben auch unser Kleingewerbe unterstützen können», so Nabholz im Dezember im Gemeinderat.

Stadtpräsident René Huber (SVP) lehnte im Namen des Stadtrates den Vorstoss allerdings als nicht motionsfähig ab. Bei einem Postulat sei man aber bereit, erneut darüber zu diskutieren – und der Stadtrat hat diskutiert, wie seiner neunseitigen Antwort zu entnehmen ist. Darin sperrt er sich allerdings gegen eine Gewerbestudie mit dem Hinweis, dass man bereits «über viele Grundlagen verfüge und in einem guten Austausch mit den Immobilieneigentümern und dem Gewerbe sei. Zudem seien die Feststellungen, welche in der Gewerbestudie von 2005 gemacht worden seien grösstenteils auch heute noch gültig. Die Abklärungen hätten vielmehr gezeigt, dass das primäre Problem nicht in Leerständen besteht, sondern in der Zusammensetzung und Gleichförmigkeit der Nutzungen sei. Die «Hardware» werde in den nächsten Jahren mit den angestossenen Etappen für die Aufwertung des öffentlichen Raumes (Stadtplatz 2. Etappe, Bahnhofstrasse, Stadtpark, Schaffhauserstrasse, Bahnhofsentwicklung, Glattalbahnerweiterung) und weiteren Verdichtungsprojekten eine bessere Qualität und auch eine grössere Personendichte unterstützen.

«Software» fehlt

Was aber fehle, sei die «Software», so der Stadtrat in seiner Antwort. Damit meint er die «Programmierung» des Klotener Stadtzentrums, also, was kann und soll das Klotener Zentrum leisten und mit welchen Massnahmen kann dies erreicht werden? Er schlägt deshalb vor, anstelle einer Studie ein Konzept zu erarbeiten und zwar in einem partizipativen Prozess. Parallel dazu sollten Möglichkeiten zur Koordination und Kuratierung wichtiger Erdgeschossflächen erarbeitet und mit den wichtigsten Stakeholdern im Stadtzentrum diskutiert werden. Als Ergebnis resultiere dann ein Standortkonzept sowie Vorschläge für die bestmögliche Umsetzung und Koordination des Konzeptes. Für die Ausarbeitung des Standortkonzeptes und der Erhebung der noch fehlenden statistischen Werte will er 80 000 Franken ins Budget 2023 aufnehmen.

Grosser Handlungsbedarf

Wie gross der Handlungsbedarf ist, macht der Stadtrat in seiner Antwort unmissverständlich klar, wenn er schreibt: «Die Abklärungen zeigen, dass im Klotener Stadtzentrum Nutzungen vorherrschen, welche kaum oder nur wenige Personenfrequenzen generieren. Nur rund ein Viertel der Unternehmungen kommen einer ‹publikumsintensiven› Nutzung nahe. Dies bedeutet, dass das Zentrum für Unternehmungen, welche auf Personenfrequenzen angewiesen sind, unattraktiv ist. Gerade in Erdgeschossen macht sich dadurch eine ‹Monokultur1› breit, indem immer mehr von denselben (nicht publikumsorientierten) Nutzungen angesiedelt werden.» Die «neuen» Zentren und Konsum-Hotspots würden sich heute immer mehr an den Mobilitätsknotenpunkten befinden, sei es an den grossen Bahnhöfen oder in Kloten am Flughafen. Dies zeige sich auch in der Flächenproduktivität, welche an konzentrierten Mobilitätsknoten aufgrund der sehr hohen Pendlerfrequenzen sehr hoch sei, so der Stadtrat weiter.

Peter Nabholz hofft auf breite Unterstützung

Bereits am kommenden Dienstag kann der Gemeinderat zur Antwort des Stadtrates Stellung nehmen. Postulant Peter Nabholz, FDP, hofft für seinen Vorstoss auf eine breite Unterstützung. Nachfolgend seine Einschätzung zum Vorschlag des Stadtrates: «Ich bin erfreut, dass der Stadtrat in der Beantwortung des FDP-Gewerbevorstosses erfreulicherweise noch weiter geht als ursprünglich von uns gefordert. Und dies obwohl er an der Gemeinderatssitzung vom 7. Dezember 2021 diesen weder als Motion noch als Postulat entgegennehmen wollte. Der Auftrag, die Kosten für die vorgeschlagenen Massnahmen im Budget 2023 aufzunehmen, zeigt meiner Meinung auch auf, dass der Stadtrat eine breite Legitimation, respektive den Rückhalt des Gemeinderates sucht. Ich hoffe einerseits auf Unterstützung von diejenigen Parteien, die sich bei der ersten Präsentation des Vorstosses über den Nutzens eines Konzeptes für das Klotener Gewerbe nicht sicher waren, andererseits aber auch von diejenigen Parteien, die zuerst abwarteten, ob vom Stadtrat ein Signal kommt, diesen gewerbefreundlichen Vorstoss in der Budgetdebatte dann mitunterstützen.»