Aus dem Geimeinderat

68.52% Ja für den neuen Campus im Nägelimoos scheint ein klares Statement für die Bildung zu sein. Was anfänglich nach einem guten Resultat aussieht, macht mich aber dennoch stutzig, da dies einer 33.11% Stimmbeteiligung entspricht. Im Gegensatz zu den Erneuerungswahlen des Gemeinderates im Frühjahr 2022 mit 21.91% ist das zwar ein ansprechender Wert. Aber dennoch sind wir meilenweit von einer Stimmbeteiligung entfernt, die einen grossen Teil der Stimmbevölkerung beinhalten würde. An was liegt es, dass 50% mehr Stimmbeteiligte an die Urne gehen, wenn anstatt über Räte und Behörden über ein Schulhaus abgestimmt wird?

Mich interessiert aber nicht nur die Stimmbeteiligung, sondern auch die Meinungen selbst. Alle Ortsparteien waren ja für das Projekt. Aber wie sah es innerhalb der Mitgliederversammlungen aus? Bei uns in der FDP Kloten waren vier Fünftel für den Neubau, der restliche Fünftel teilte sich im Nein und Enthaltung auf. Diese Meinung unserer „Basis“ zeigt eine klare Tendenz aus den Wortmeldungen dieses Fünftels: Es geht nicht um die Einstellung zur Bildung, sondern um den totalen Frankenwert, die schiere Grösse des Investitionsbetrages. Manchmal gibt es auch falsche Annahmen, die zu einer ablehnenden Haltung führen können - Dies zeigt die Meinung des Leserbriefschreibers, welcher von einer Fehlplanung schrieb und annahm, dass zum Beispiel kein Primarschulhaus im Steinacker geplant ist und es nicht nachhaltig ist, ein neues Schulhaus zu bauen. Das Primarschulhaus Steinacker ist aber, entgegen der Annahme dieses Schreibers, schon in Planung.

Möglicherweise wurde gewissen Aspekten und Argumenten gegenüber der breiten Bevölkerung zu wenig Beachtung seitens der Parteien und der Stadt geschenkt. Natürlich kennen die Mitglieder des Gemeinderates, des Stadtrates und der Verwaltung dieses Geschäft, aber können wir annehmen, dass Sie als StimmbürgerIn das ganze Abstimmungsbüchlein detailliert durchlesen? Auf der anderen Seite wurde von der Stadt zu zwei Informationsanlässen vor Ort im Schulhaus Nägelimoos eingeladen, bei welchem die Projektverantwortlichen Stellung nahmen. Ich fand es erschreckend, dass ein CHF 80 Mio.-Projekt beim ersten Anlass nur zehn StimmbürgerInnen und beim zweiten ganze 25 StimmbürgerInnen anzulocken vermag. Ist das Interesse an der Zukunft der Schule Kloten so gering und erklärt das einen Teil des Neins zur Vorlage?

Sie sehen, ich stelle mir verschiedene Fragen zum Abstimmungsergebnis. Klar gibt es nicht nur einen einzigen Grund für ein bestimmtes Ergebnis und auch keine(n) einzige(n) «Schuldige(n)» - aber man muss mit Blick in die Zukunft Selbstkritik üben.

Zurück zur Stimmbeteiligung. Sollte die Stadt Kloten im Rahmen der Quartierbelebung die Urnen wieder näher an die Bevölkerung bringen und somit an mehreren Standorten anbieten, obwohl dies Mehrkosten verursachen und somit im Widerspruch zur Leistungsüberprüfung stehen würde? Wäre der Aufwand gegenüber dem Ertrag (etwas mehr Stimmberechtigte) für solche „Wanderurnen“ tatsächlich auch heute noch zu hoch? Oder sollten WählerInnen die Informationen vermehrt über Plattformen wie smartvote oder easyvote holen können? Eines ist klar: Auch die Parteien stehen hier in der Verantwortung. Die FDP gibt auch parteilosen, -fremden und somit auch allen anderen interessierten EinwohnerInnen die Möglichkeit, an Mitgliederversammlungen dabeizusein. Die Referenten sind jeweils angehalten, das Dafür und das Dagegen der Vorlagen klar darzulegen, damit Sie sich ein genaues Bild machen und darüber diskutieren können. Es würde mich freuen, Sie bei uns begrüssen zu dürfen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!

Peter Nabholz

Gemeinderat